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Gut gefragt - Einführung des nueva Konzeptes

30.09.2014 von LAG Redaktion

Am 20. August 2014 gründete die Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen gemeinsam mit den großen Trägern der Behindertenhilfe in Hamburg - alsterdorf assistenz ost, alsterdorf assistenz west, BHH Sozialkontor und Leben mit Behinderung Hamburg Sozialeinrichtungen die GUT GEFRAGT gGmbH.

Die GUT GEFRAGT gGmbH soll in Hamburg das in Österreich entwickelte nueva Konzept umsetzen. Dabei werden Menschen mit Behinderung künftig selbst Wohnangebote der Behindertenhilfe besuchen und die Bewohnerinnen und Bewohner befragen. Diese Befragungen sind nach dem dem Hamburgisches Wohn- und Betreungsqualitätsgesetz notwendig. Sie dienen der Qualitätssicherung.

Nach den nueva Standards werden mit Beginn 2015 bis zu zwölf Menschen mit Behinderung über zwei Jahre zu Evaluatoren ausgebildet. Nach ihrer Ausbildung sollen sie mit festen Arbeitsverträgen die Befragungen durchführen. Die erforderliche Assistenz für die Evaluatoren mit Lernschwierigkeiten und anderen Behinderungen ist Bestandteil des Konzeptes.

Bei der Präsentation sprach Sozialsenator Detlef Scheele ein Grußwort. Seine Behörde unterstützt die Einführung des nueva Konzeptes in Hamburg. Die Anstellung von Menschen mit Behinderung als Evaluatoren bei der GUT GEFRAGT gGmbH sei ein Meilenstein zur Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt, bemerkte der Senator. Dadurch, dass die Evaluation der Wohnangebote gesetzlich festgeschrieben sei, gäbe es hier zwangsläufig ein Bedürfnis für die Arbeit der Evaluatoren.

Senator Scheele lobte, dass man sich mit nueva an den in Österreich entwickelten Standarts orientiere und keine Hamburgensie schaffe.

In einem Vortrag erörterte Walburga  Fröhlich, die mit ihrer Firma atempo in Graz das nueva System entwickelt hat, die Entstehung und die Anwendung von nueva.

Vorrangegangen war die Unzufriedenheit mit der Arbeit in einer Komplexeinrichtung der Behindertenhilfe. Dabei war aufgefallen, dass die Einrichtung immer nur die Sicht der Fachleute aus der Sozialpädagogik und der Behörde vertrat. Qualität wurde gemessen an der Einschätzung der Fachleute und nicht an der Einschätzung der Nutzer.

Durch das nueva System können Nutzer mit Evaluatoren, die selber Nutzer sind,  in die Analyse gehen und ihre Bedürfnisse artikulieren. Eine Einrichtung wird in diesem System nach den Kritierien derer, die sie nutzen gemessen. Dies kann zu einer anderen Qualität für die Nutzer führen, da sie hier ungefiltert ihre Bedürfnisse kommunizieren.

In Östereich wird nueva inzwischen in fast allen Bundesländern angewendet. In Deutschland gibt es nueva bereits in Berlin und Brandenburg.

Für Schmunzeln sorgte ein Beispiel von Walburga Fröhlich, dass von den Evaluatoren in die Befragung aufgenommen wurde. Nämlich die Frage, ob in der Wohneinrichtung gemeinsam mit dem Partner gebadet bzw. geduscht werden dürfe. Eine Frage, die sicherlich kein Sozialpädagoge in die Befragung mit aufgenommen hätte, aber für die Nutzer eine Bedeutung hat. Diese scheinbare Anekdote  zeigt welch wichtigen Schritt nueva zur Zufriedenheit der Nutzer leisten kann.

Stefanie Könnecke

Leben mit Behinderung Hamburg

Elternverein e.V., Öffentlichkeitsarbeit



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